2003 Paradiese im Bunker , AlexanderPlatz, Berlin

Julia Lohmann, Vincent Barré

Paradiesausstellung im Bunker Alexanderplatz
Raum 33
Unfruchtbarer Engelskokon/Vincent Barré, Paris und Rosengarten/Julia Lohmann, Düsseldorf

Raum 33 befindet sich auf der untersten ältesten Ebene aus der Weimarer Zeit. Der aus rosa Ziegelsteinen gemauerte Raum ist später im oberen Bereich mit Betonputz versehen worden und dort grau. Reste von Ablußrohren von Toilettenanlagen und Lüftungsschächten sind noch sichtbar und erinnern an die Menschen, die in Kriegszeiten hier waren.
Die Installation von uns war so angelegt, daß die hinzugefügten Teile mit den vorhandenen Farben und Formen zu einem gemeinsamen neuen Bild verschmelzen sollten. Es war ein stiller meditativer Raum, in dem die Betrachter nicht nur Kunstobjekten begegnen sollten, vielmehr waren die Objekte Anlässse zur Wahrnehmung des Raums selbst.
Vincent Barré hat mehrfach an historischen Orten ausgestellt, in die Spuren der Gewalt ihrer Zerstörung durch Brandschatzung oder Schleifung eingeschrieben sind. Seine Ausstellungen waren ein Versuch, diese Orte in ihrer historischen Dimension anzusprechen und mit neuem Leben zu füllen. Sein « Unfruchtbarer Engelskokon » ist wie ein Echo auf Wim Wenders Film « Himmel über Berlin » und die Frottagen aus dem Kloster Quincy belegen die einstige Anwesenheit von Menschen hier wie dort.
Der « Rosengarten » ist ein Symbol für Paradies in allen monotheistischen Religionen. Präsident Bush hat seinen Krieg gegen den Irak, in dem im alten Zweistromland das Paradies lag, vom Rosengarten des Weißen Hauses aus verkündet. Rosen haben Stacheln und die Paradiese enden in der Gewalt der Vertreibung aus ihnen. Diese Ambivalenz von Gewalt und Schutzraum zeigt sich ebenso im Bunkerraum. Diese Dualität wird formal aufgenommen durch das zweiteilige Bild an der Wand, die zwei Teile der Folie auf dem Boden, die beiden Stacheln und nicht zuletzt das Nebeneinander von Raumteilen, die wie Kunstobjekte aussehen und von Kunstobjekten, die sich in den Raum einordnen.

Nov.03 J.L.Cocon d’ange

C’est un cocon infécond,
découvert dans l’abbaye Cistercienne de Quincy, après le sac de 1568.
Les grafitis signalaient d’ailleurs la présence de ces objets non identifiés
porteurs de la plainte des figures errantes, inassouvies.
Le cocon semble vide, mais l’ange a pû naître par une fente,
sans briser l’enveloppe, pour tenter d’échapper à son statut de créature
celeste et retourner à la fange dont chacun procède.
Etre parmi nous, en somme.

VB Quincy, 2003