Vincent Barré: Mehr als man sieht

    Karen Wilkin

    Vor fast fünfundzwanzig Jahren, als die große Henri Matisse-Retrospektive das Museum of Modern Art in New York füllte, nahm ich an einem Symposium zum Werk des Künstlers teil. Die anderen Teilnehmer waren der Ausstellungskurator, der englische Kunsthistoriker John Elderfield, der englische Bild-hauer Anthony Caro (1924–2013) und der unvergleichliche Künstler Frank Stella (geb. 1936). Elderfield betonte, dass Henri Matisse (1869–1954) mit all seiner ästhetischen Kühnheit und seinem Erneuerungswillen nie ein abstrakter Künstler war, seine Bilder basierten hingegen immer auf seinen Wahrnehmungen und – wie er es selbst nannte – den „Empfindungen“ seiner Erfahrung, oft der menschlichen Figur. Die radikalsten Erfindungen von Matisse, so waren wir uns einig, waren keine abstrakten Vorstellungen, sondern eher zweidimensionale Entsprechungen seines scharfen Bewusstseins von Dreidimensionalität und dem Raum der wahrnehmbaren Welt. Stella erwiderte: „Nach Matisse ist die Abstraktion die einzige Möglichkeit.“

    Vincent Barré: Mehr als man sieht

    Karen Wilkin

    Vor fast fünfundzwanzig Jahren, als die große Henri Matisse-Retrospektive das Museum of Modern Art in New York füllte, nahm ich an einem Symposium zum Werk des Künstlers teil. Die anderen Teilnehmer waren der Ausstellungskurator, der englische Kunsthistoriker John Elderfield, der englische Bild-hauer Anthony Caro (1924–2013) und der unvergleichliche Künstler Frank Stella (geb. 1936). Elderfield betonte, dass Henri Matisse (1869–1954) mit all seiner ästhetischen Kühnheit und seinem Erneuerungswillen nie ein abstrakter Künstler war, seine Bilder basierten hingegen immer auf seinen Wahrnehmungen und – wie er es selbst nannte – den „Empfindungen“ seiner Erfahrung, oft der menschlichen Figur. Die radikalsten Erfindungen von Matisse, so waren wir uns einig, waren keine abstrakten Vorstellungen, sondern eher zweidimensionale Entsprechungen seines scharfen Bewusstseins von Dreidimensionalität und dem Raum der wahrnehmbaren Welt. Stella erwiderte: „Nach Matisse ist die Abstraktion die einzige Möglichkeit.“